Kartenzählen beim Blackjack, was ist dran an dieser Technik?

Casinospiele sind unberechenbar, diese Behauptung wird oft im Brustton der Überzeugung verbreitet. Diese Aussage ist natürlich auch richtig – zumindest meistens. Roulette- oder Automatenspieler lernen diesen Grundsatz spätestens dann, wenn ihnen aufgrund nicht funktionierender Gewinnstrategien die Spielchips mehrfach ausgegangen sind. Dann sind sie geläutert und stimmen der Behauptung uneingeschränkt zu. Den Zufall austricksen zu können, das Glück zu seinen eigenen Gunsten manipulieren zu können, dieser Traum soll nun ausgeträumt sein? Nicht unbedingt, denn fast jede Regel hat ihre Ausnahme im Gepäck. Wer das Ausnahme-Phänomen in der Spielbank sucht, sollte sich den Blackjack Spielen zuwenden.

Nicht aus der Gerüchteküche, sondern Realität: Das Kartenzählen funktioniert wirklich!

Warum funktioniert das Mitzählen und Mitrechnen bei anderen Casinospielen nicht, während es beim Blackjack klappt? Der Unterschied wird bei einer näheren Betrachtung relativ schnell klar. Man muss kein Mathematik-Genie oder übermäßig intelligent sein, um etwas Auffälliges festzustellen, eine kleine Analyse reicht schon aus.

Vergleichen wir einfach einmal Blackjack mit Roulette:

Roulette (europäische Variante)Blackjack 
●     37 Fächer mit den Zahlen 0 bis 36

●     Alle Zahlen und Farben bleiben nach jedem Spin erhalten, die einzige Variable ist die bewegliche Kugel

●     Die mögliche Trefferquote für einen bestimmten Spielausgang bleibt in jeder Runde gleich

●     Es gibt kein Ereignis der aktuellen Spielrunde, das Einfluss auf die Ergebnisse der nächsten Spielrunde nehmen könnte

●     Jeder Spin ist ein in sich geschlossenes Spiel

●     Ein Blackjack-Deck enthält 52 Spielkarten

●     Aus dem Deck werden Karten ausgespielt, die nicht mehr in den Ursprungs-Kartenstapel zurückgelegt werden, dadurch sind die Variablen dynamisch

●     Die Gewinnwahrscheinlichkeiten ändern sich ständig je nachdem, welche Karten bereits ausgespielt wurden und welche Kartenkonstellation demzufolge im Kartendeck verbleibt

●     Jede Aktion nimmt Einfluss auf die Ausgangssituation der nachfolgenden Spielrunde

●     Der Spielablauf ist komplex, da mindestens zwei Beteiligte (Spieler und Croupier) vorhanden sind

 

Das Ausschlaggebende ist, dass bei einem Spiel wie Roulette die Ausgangsvoraussetzungen vor jeder begonnenen Spielrunde immer gleich sind. Am Spielfeld, dem Kessel, wird nichts verändert. Somit ist die Wahrscheinlichkeitsrechnung immer nur mit den selben Faktoren möglich und die statistische Gewinnchance ist bei jedem Spin für jede Wette identisch. Setzt jemand zum Beispiel immer auf die Zahl 5, ändert sich die theoretische Gewinnchance zu keiner Zeit, egal, ob die 5 beispielsweise schon zwanzig Mal innerhalb einer Stunde die Gewinnzahl war oder ob sie seit einem Monat nicht mehr getroffen wurde.

Beim Blackjack hingegen ist alles in Bewegung. Der Kartenstapel enthält 52 Karten, die der Reihe nach ausgegeben werden. Jedes Ereignis während des Spiels beeinflusst die Chancen der nachfolgenden Ereignisse, weil die ausgespielten Karten im Ursprungsstapel fehlen.

Seit den 60er Jahren ist es „amtlich“: Kartenzählen funktioniert

Als Urheber des Kartenzählens gilt der amerikanische Mathematiker und Autor Edward. O. Thorp. Im Jahr 1961 veröffentlichte er ein Werk, in dem das Kartenzählen fundiert beschrieben wird. Das, was viele Spieler bereits vor ihm ahnten, untermauerte er mit mathematischen Fakten: Beim Blackjack können sich Spieler mithilfe der richtigen Strategie einen echten Vorteil verschaffen und den Hausvorteil des Casinos überlisten. In den Jahren 1962 und 1966 wurden die beiden Bücher mit dem Titel „Beat the dealer“ publiziert, in denen die Zähltechniken beschrieben sind.

Den Running Count verfolgen

Blackjack-Spieler, die Karten zählen, müssen sich extrem gut konzentrieren. Sie beobachten während des Spiels, welche Karten bereits ausgegeben wurden und berechnen auf dieser Basis die nachfolgenden Karten. Sobald etwa ein halbes Deck ausgespielt wurde, kommt meist das High-Lo-Verfahren zum Einsatz. Bei diesem Zählsystem wird analysiert, ob im begonnenen Deck mehrheitlich hohe oder niedrige Kartenwerte verblieben sind, indem den bereits gespielten Karten Punktwerte zugeordnet werden:

  • Hohe Karte (Wert 10 oder As) wird gezogen: 1 Punkt wird subtrahiert
  • Niedrige Karte (Wert 2 bis 6) wird gezogen: 1 Punkt wird addiert
  • Kartenwert zwischen 7 und 9 ist neutral, es wird nichts addiert oder subtrahiert

Das Zählen erfordert Übung und ein hohes Maß an Konzentration, obwohl das Prinzip ziemlich einfach ist. Außerdem kann natürlich niemand verbieten, die Karten mitzuzählen. Dies bedeutet, dass das Kartenzählen legal ist.

Das Kartenzählen ist erlaubt, aber nicht gern gesehen

Den Spielern kann das Kartenzählen nicht offiziell verboten werden. Abgesehen davon: Wer die Technik oft trainiert hat und gut beherrscht, kann auch unauffällig zählen. Man kann keinem Blackjack-Spieler hinter die Stirn schauen und wird nicht nachweisen können, dass er womöglich gerade mitzählt. Erst recht sieht niemand, wenn ein Spieler beim Online Blackjack mitrechnet. Die Casinobetreiber tun aber einiges, um das Mitzählen zu unterbinden. Es wird mit mehreren Decks im Blackjack-Schuh gespielt, die dazu auch noch häufig gemischt werden. Außerdem behalten sich Online Casinos auch das Recht vor, Spieler ohne Angabe von Gründen auf ihrer Plattform zu sperren.

In der Praxis dürfte es selten zur Sperrung kommen, weil die Präventivmaßnahmen allein schon recht effektiv sind. Wer aber ehrgeizig ist und den Willen aufbringt, das Kartenzählen zu perfektionieren, kann es trotz der Erschwernisse auch in Online Casinos schaffen. In jedem Fall ist es unglaublich faszinierend, ein Glücksspiel auf diese Weise beherrschen zu können.